Person schreibt am Laptop einen Text zur späteren Überarbeitung im Lektorat

Unterstützung für bessere Texte: Diese Optionen gibt es

Ein klar formulierter Gedanke ist wertvoll. Doch bis aus einer Idee ein gut strukturierter, präziser und verständlicher Text entsteht, vergehen oft viele Stunden. Dabei bleibt der eigene Blick auf das Geschriebene eingeschränkt – denn wer tief im Inhalt steckt, übersieht schnell stilistische Schwächen, Redundanzen oder unklare Formulierungen. Genau an diesem Punkt stellt sich die Frage: Wer kann helfen, den eigenen Text besser zu machen? Und welche Art von Unterstützung ist sinnvoll – je nach Ziel, Textsorte und Budget?


Textqualität ist kein Zufallsprodukt

Ob wissenschaftliche Arbeit, Fachartikel, E-Learning-Inhalt oder Website-Text: Leser erwarten heute sprachlich saubere, inhaltlich klare und gut strukturierte Inhalte. Das gilt besonders im Bildungsbereich, aber auch in der Unternehmenskommunikation oder im Online-Marketing. Verständlichkeit ist dabei kein Nice-to-have – sondern ein Schlüssel zur Wirkung.

Eine Untersuchung des Instituts für Deutsche Sprache hat bereits 2020 belegt: Texte mit hoher Lesbarkeit erhöhen die Verstehensrate um bis zu 40 % – unabhängig vom Bildungsniveau der Zielgruppe.¹ Eine Investition in die Textqualität zahlt sich also aus. Doch sie gelingt nur selten im Alleingang.

Wer kann Texte besser machen – und wann lohnt es sich?

Nicht jede Unterstützung passt zu jedem Texttyp. Manche Autoren benötigen sprachliches Feintuning, andere inhaltliches Feedback, wieder andere eine strukturierte Überarbeitung. Die folgende Übersicht zeigt, welche Form der Hilfe wann sinnvoll sein kann:

Unterstützungsformen im Überblick

Form der Unterstützung Was sie bietet Für wen geeignet
Peer-Feedback Unvoreingenommene Rückmeldung von Kolleg:innen oder Bekannten Studierende, Blogger:innen, Selbstständige
Schreibberatung Methodische Hilfe zur Textstruktur und Argumentationslogik Wissenschaftliches Schreiben, Abschlussarbeiten
Fachkolleg:innen Inhaltliches Sparring durch Expert:innen aus dem gleichen Bereich Fachartikel, Publikationen, Whitepaper
Künstliche Intelligenz Automatisierte Textanalyse, Stilvorschläge, Grammatikchecks Erste Überarbeitung, schnelle Hilfestellung
Lektorat Stilistische, orthografische und grammatikalische Endkontrolle durch Sprachexpert:innen Bücher, Fachtexte, Veröffentlichungen, professionelle Websites

Hand korrigiert Text mit rotem Stift als Vorbereitung für das Lektorat

Wann brauche ich Hilfe – und wann nicht?

Viele Autor:innen fragen sich, ob sie überhaupt Unterstützung brauchen – oder ob sie ihren Text allein überarbeiten sollten. Eine Checkliste zur Selbstreflexion hilft bei der Einschätzung:

Checkliste: Brauche ich Unterstützung beim Texten?

Frage zur Selbstprüfung
Lese ich meinen eigenen Text mehrmals und entdecke immer neue Schwächen?
Verstehe ich selbst nicht mehr auf Anhieb, was ich gemeint habe?
Wurde mir schon häufiger gesagt, dass mein Stil „zu kompliziert“ sei?
Hänge ich beim Überarbeiten immer an den gleichen Stellen fest?
Habe ich keine neutrale Person, die mein Schreiben regelmäßig prüft?
Ist der Text für eine große Leserschaft, ein Studium oder eine Veröffentlichung gedacht?

Vorteile externer Textunterstützung

Texte gemeinsam besser zu machen, hat klare Vorteile:

  • Objektivität: Wer den Text nicht selbst geschrieben hat, sieht Schwächen schneller.

  • Know-how: Profis kennen Regeln, Stilmittel und Leserbedürfnisse – und setzen sie gezielt ein.

  • Effizienz: Eine unabhängige Rückmeldung spart Zeit und verhindert unnötige Korrekturschleifen.

  • Sicherheit: Insbesondere bei wichtigen Dokumenten gibt professionelles Feedback mehr Vertrauen.

Professionelle Dienstleistungen wie Lektorat und Korrektorat bringen genau diese Außenperspektive mit – unabhängig und auf hohem sprachlichem Niveau. Eine Studie der Hochschule Merseburg (2022) zeigt: Studierende, die systematisch Schreibberatung oder Lektoratsdienste nutzen, erzielen im Schnitt 0,4 Notenpunkte bessere Ergebnisse in schriftlichen Abschlussarbeiten.

KI, Freunde oder Profis – was passt zu welchem Ziel?

Die Möglichkeiten sind vielfältig – und nicht alle schließen sich aus. Wer smart arbeitet, kombiniert. Beispielsweise kann eine KI erste Vorschläge liefern, Freunde geben ein authentisches Lese-Feedback, und am Ende sorgt ein Lektorat für die sprachlich finale Qualität.

Ein Beispiel:

  • Blogtext mit persönlichem Stil: Erst selbst schreiben, dann mit KI prüfen, abschließend durch Kollegen lesen lassen.

  • Abschlussarbeit oder Fachartikel: Vorarbeit mit KI, dann strukturierende Schreibberatung, abschließend ein professionelles Lektorat.

  • Corporate Website: Zusammenarbeit mit einer Textagentur oder einem Profi, der gleichzeitig redigiert und auf Zielgruppenansprache achtet.

Wann lohnt sich welches Investment?

Die Kostenfrage spielt natürlich eine Rolle – gerade bei größeren Projekten. Während Peer-Feedback meist kostenfrei ist, sind professionelle Dienstleistungen wie Schreibberatung oder Lektorat mit Honoraren verbunden. Der Nutzen überwiegt jedoch oft: Wer mit seinem Text Kunden gewinnt, eine bessere Note erzielt oder Fachkolleg:innen überzeugt, profitiert nachhaltig.

Frau im Videocall bei einer Beratung zum Lektorat und zur Verbesserung von Texten

Leserfreundlichkeit kommt nicht von selbst

Der wichtigste Punkt: Gute Texte entstehen im Prozess. Sie brauchen Zeit, Distanz, kritisches Feedback – und manchmal auch den Mut, ganze Absätze zu streichen. Der Weg zur besseren Sprache führt nicht über Tricks, sondern über Sorgfalt, Aufmerksamkeit und strukturiertes Überarbeiten.

Wer diese Prinzipien mit der passenden Unterstützung kombiniert, wird nicht nur verständlicher schreiben, sondern auch mehr bewirken.

„Gute Texte entstehen beim Überarbeiten“ – Ein Gespräch mit der Sprachtrainerin Jana Neubert

Ein Interview über Textarbeit, Stolperfallen und die richtige Form der Unterstützung

Redaktion: Frau Neubert, Sie arbeiten seit zehn Jahren als freie Sprachtrainerin und begleiten Studierende, Selbstständige und Fachleute bei der Verbesserung ihrer Texte. Wann ist externe Hilfe aus Ihrer Sicht besonders sinnvoll?

Jana Neubert: Immer dann, wenn der Text eine Außenwirkung hat – also gelesen, bewertet oder veröffentlicht wird. Viele meiner Klient:innen sind sehr kompetent in ihrem Fachgebiet, tun sich aber schwer, die Inhalte präzise und verständlich zu formulieren. Unterstützung lohnt sich, sobald man merkt, dass die eigenen Formulierungen den Kern nicht treffen – oder wenn man sich in der Überarbeitung verliert.

Redaktion: Welche Form der Unterstützung empfehlen Sie in solchen Fällen?

Jana Neubert: Das kommt ganz auf den Text und die Person an. Wer zum Beispiel an einer wissenschaftlichen Arbeit schreibt, braucht oft Hilfe bei der Argumentationsstruktur. Bei Unternehmenskommunikation geht es eher um Zielgruppenansprache und Stil. Für viele ist es hilfreich, zunächst mit einer Textanalyse zu starten – das geht sogar mit KI. Danach kann man entscheiden, ob ein Schreibcoaching, kollegiales Feedback oder ein Lektorat sinnvoll ist.

Redaktion: Gibt es typische Fehler, die Menschen beim Schreiben machen?

Jana Neubert: Ja, und sie wiederholen sich erstaunlich oft. Häufige Probleme sind zu verschachtelte Sätze, Füllwörter ohne Funktion oder ein fehlender roter Faden. Viele schreiben zu kompliziert, weil sie „intellektuell“ klingen wollen – das ist ein Trugschluss. Klarheit wirkt immer professioneller als Blabla. Und: Wer ohne Struktur schreibt, produziert oft Widersprüche oder unklare Aussagen. Deshalb ist Überarbeiten kein Luxus, sondern Pflicht.

Redaktion: Wie erkennen Ihre Klient:innen, dass sie Unterstützung brauchen?

Jana Neubert: Meistens merken sie es, wenn sie selbst nicht mehr durchblicken. Manche sind nach dem dritten Durchgang einfach frustriert, andere hören von außen, dass ihre Texte schwer verständlich sind. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu holen – im Gegenteil. Wer Feedback einholt, verbessert sich schneller. Ich sehe das ganz nüchtern: Niemand muss alles allein können. Wer Texte schreibt, braucht ein Gegenüber, das mitliest, hinterfragt, präzisiert.

Redaktion: Was halten Sie von KI-gestützter Textoptimierung?

Jana Neubert: Ich finde sie nützlich, solange sie nicht als Ersatz für echtes Sprachgefühl gesehen wird. KI kann helfen, erste Schwächen zu erkennen oder Varianten vorzuschlagen. Aber sie versteht keine Nuancen. Sie weiß nicht, was zwischen den Zeilen steht. Für grobe Checks ist das gut – für feine Sprache braucht es immer noch Menschen mit Textgefühl. Ich empfehle, beides zu kombinieren.

Redaktion: Gibt es einen Leitsatz, den Sie Ihren Klient:innen mitgeben?

Jana Neubert: Ja: „Ein guter Text ist nie der erste Entwurf.“ Schreiben ist Denken in Sprache – das heißt, es darf sich verändern. Wer sich Zeit nimmt, neu strukturiert und gezielt überarbeitet, wird mit jedem Durchgang klarer. Und das ist das Ziel: Verständlichkeit, nicht nur Richtigkeit.

Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Neubert.

Qualität wird gelesen

In einer Zeit, in der Inhalte überall verfügbar sind, entscheidet die Qualität eines Textes über seine Wirkung. Unterstützungsangebote wie Schreibberatung, KI-Tools, Fachkolleg:innen oder ein professionelles Lektorat können den Unterschied ausmachen – je nachdem, was der Text leisten soll. Wer gezielt auswählt, profitiert am Ende doppelt: durch klarere Aussagen und überzeugendere Kommunikation.

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